Festivalbericht – No Playback Festival – Karlsruhe – Festhalle Durlach –

6. April 2019

 

 

(T.B./ M.D.) Leidenschaftlich gespielter Rock & Metal – das Ganze zu 100% live – das ist genau dein Ding? Dann bist du beim „No Playback Festival“ genau richtig. Denn wie der Name schon sagt, bekommst du hier 0,0 aus der Konserve zu hören. Hier ist nur Platz für Bands, die vollständig live überzeugen können. Auch Bands, die nicht so oft zu sehen sind (oder einfach noch zu unbekannt sind), bekommen hier eine Chance. Die Philosophie des Veranstalters, Matthias Häcker, ist recht einfach: Pay-To-Play gibt es nicht, Fans sollen tolle Live-Gigs präsentiert bekommen, denn dafür haben sie bezahlt – kurz: Kein Geld ohne angemessene Gegenleistung. Mehr Details direkt vom Veranstalter, Matthias Häcker, erfahrt ihr aus dem persönlichen Interview, welches diesem Festival-Review unten vollständig beigefügt ist.

 

 

Das Konzept hat mich sofort angesprochen, da es auch super zur Philosophie von Metal Crash Radio passt. Umso mehr hat es mich gefreut, dass ich mir, gemeinsam mit unserem Partnerfotografen, Marc Debus vom Promopartal-Germany, einen persönlichen Eindruck, dieses, noch recht jungen, Festivals machen konnte…

 

Um 16:30 Uhr startete das Festival im wahrsten Sinne des Wortes durch, mit „Gefrierbrand“. Eine Melodic/ Dark/ Death Metal Band aus Deutschland, auch bekannt als die Black- Forest- Metaller, die mit ihrem Intro und „Das Märchen vom Krieg“ so dermaßen reinhauen, dass ich nach zehn Sekunden das Gefühl habe schon seit ein paar Stunden auf einem Metalkonzert abzufeiern. Bevor allerdings Tom Seyfarth mit seiner tiefen und passend garstigen Stimme loslegt, lässt er sich schnell noch von einem Fan einen Schluck Bier reichen. „Gefrierbrand“ liefern deutsche Texte, auch wenn auf dem Album „Weltenbrand“ mit „Last Call“ ein englischer Titel drauf ist. Inhalt sind die Abgründe des menschlichen Handelns, was natürlich zu ihren Nummern hervorragend passt, die irgendwie auch einen Thrash- Touch haben. Genau mit dieser Power liefern sie den Song „Trauma“. Auch wenn zu dieser Zeit noch nicht ganz so viele Metalheads den Weg in die Festhalle Durlach gefunden haben, schafft es „Gefrierbrand“ die eingeschworene Metalgemeinde so in Wallung zu bringen, dass ich kurzfristig das Gefühl habe, ich befinde mich bei einem Festival, bei dem jetzt der international bekannte Headliner die Bühne betritt. Mit Tempo geht es mit „Vanitas“ weiter. Hier kann ich nicht aufhören den verflucht geilen Schlägen von Schlagzeuger Yannick Argast zu folgen. Wem hierbei keiner abgegangen ist, war fehl am Platz. „Es liegt was in der Luft heut Nacht…“ – ganz klar, eine Eröffnungsband, die mit jedem einzelnen Schlag und Riff alles liefert, was das Metalherz begehrt. „Goldstadt“ überzeugt mit sowohl ruhigeren Tönen, melodisch, grunzendem Gesang und einem Gitarrensolo vom Feinsten. An dieser Stelle muss ich sagen, dass alles was Säsch (Sascha Dummann), Frosch (Julian Fröschle) und Ingo Pfisterer an den Klampfen und am Bass präsentieren erste Sahne ist. Und wem Weihnachten schon wieder zu lange her war, der konnte jetzt noch einmal etwas besinnlich werden. „Heilige Nacht“ – für mich persönlich das Highlight der Band an diesem noch frühen Abend, lässt eindeutig die Grundmelodie des allseits bekannten Weihnachtsliedes erkennen. Da es keinen Glühwein gab, ölt Tom seine Stimme vor dem Vocal Start noch einmal mit einem heiligen Schluck der Gerstenkaltschale. Melodisch, einem liebevoll gegrunzten Refrain und kick ass Gitarrenspiel ist „Heilige Nacht“ wirklich ein Song, den sich jeder einmal reinziehen sollte. Mit „Ideenreich“ geht es rhythmisch und dynamisch weiter. Ich weiß nicht warum, aber hier erinnert mich die Stimme von Tom ein wenig an Till Lindemann von Rammstein, nur fieser. Auf die Ohren gibt es gegen Ende noch „Blätterwind“ (hier sind wir wieder in der eher melodischen Ecke der Jungs mit zärtlichem Grunzen) und „Blutsturm“ (hart) aus dem ersten Album „Zeitensturm“ von „Gefrierbrand“. Alles in allem: wirklich eine beeindruckende Show von den Jungs und eine erstklassige Eröffnung des Festivals. Wer ein paar Eindrücke sammeln möchte, schaut einfach mal auf der YouTube Seite von Metal Crash Radio vorbei – hier haben wir ein paar Livevideos vom „No Playback Festival“.

 

Nach einer wirklich rekordmäßig schnellen Umbauphase ging es mit „Pripjat“, einer Thrash- Metal Band aus Deutschland (Köln) weiter. Für diejenigen, die „Pripjat“ noch nicht kennen, ein paar Hintergrundinformationen: Kirill (Vocals, Guitar) und Eugen (Guitar) stammen beide aus Kiew (Ukraine) - 80 Kilometer vom Kernkraftwerk Tschernobyl entfernt. Ihr eigenes Leben, sowie das Leben ihrer Eltern, wurde 1986 von der Atomkatastrophe direkt beeinflusst. Der Bandname hat daher auch einen ganz bestimmten Grund. Pripjat ist der Name einer Stadt (heute eine Geisterstadt) in der Nähe des Reaktorunglücks. Die Musik von „Pripjat“ ist daher nicht nur Spaß – vielmehr handeln ihre Texte oft von ihren gemachten Erfahrungen. Und mit was kannst du extreme Gefühle besser rauslassen als mit Thrash? Das bedeutet aber nicht, dass die Jungs melancholisch sind oder so – im Gegenteil, sie strahlen viel Lebensfreude aus und sind durchweg sympathisch. Beim „No Playback Festival“ präsentieren die Jungs u.a. Songs aus ihrem Album „Sons of Tschernobyl“, welches 2014 veröffentlicht wurde. Der Albumname muss bei Kenntnis über die Hintergrundgeschichte nicht weiter erklärt werden. Mit „Nuclear Chainsaw“ starten die explosiven Jungs gleich in hohem Tempo durch – wer eine schwache Nackenmuskulatur hat, sollte jetzt lieber bei Mutti einen Tee trinken gehen. Der thrashig, aber doch klare Gesang von Kirill vermittelt die Erfahrungen, die dieser Song widerspiegelt. „Survival Of The Sickest“, aus dem 2018er Album „Chain Reaction“, überzeugt mit Riffs und Schreien, die unter die Haut gehen. „Bowed, Yet Unbroken“ präsentiert bereits das Talent von Yannik 'Bobo' Bremerich (Drums), bringt aber ebenso das Rhythmusgefühl von Pablo Tapia (Bass) zur Geltung. Eindeutig, dass sich die Drum Sticks bei 'Bobo' in den richtigen Händen befinden, zeigt aber das Intro von „Snitches Get Stitches“. Hier lohnt sich tatsächlich ein Blick in die Livevideos vom „No Playback Festival“. Mit „Returnless“ sind wir wieder beim neueren Album und „Pripjat“ überraschen mit ruhigeren bzw. langsameren Tönen. Beim Song „Born To Hate“ kommt tatsächlich die einführende Geschichte von einem Sampler. Das ist aber wirklich bei dem Festival das einzige Mal der Fall und die Zeit wird von den Jungs souverän genutzt, um nochmal kurz die Instrumente zu stimmen. Mit typischem, schnellen Thrash- Style, aber dennoch melodisch, schließt „Pripjat“ mit „Chain Reaction“. Fazit: Mit „Pripjat“ sind die 80er Jahre zurück, ihre Einflüsse von bekannten Größen wie „Slayer“, „Sodom“ oder „Kreator“ sind nicht zu verleugnen und doch sind „Pripjat“ anders. Jeder Thrash- Liebhaber sollte diese Band kennen oder kennen lernen.

 

Nach einer Death und Thrash Metal Band aus Deutschland, führt mich das „No Playback Festival“ nach Paris, die Stadt der Liebe. Soviel weiß ich zu diesem Zeitpunkt und dass die „Sticky Boys“ eher dem Genre Rock zuzuordnen sind. Was ich noch nicht weiß ist, dass ich den Sound dieser Jungs und die Art und Weise, wie sie spielen, am Ende tatsächlich lieben werden. Aber fangen wir vorne an.

Mit ihrem Song „Better Days“ vom aktuellen Album „Calling The Devil“, von dem es übrigens auf YouTube auch ein cooles Video gibt, starten die Jungs durch und katapultieren mich tatsächlich in einen noch perfekteren Tag/ Abend. Irgendwie erinnert mich die Stimme von Alex Kourelis und der Sound etwas an Lemmy („Motörhead“). Und ich muss sagen, ich liebe es. Weiter geht es mit „Bang that Head“ und „Fat Boy Charlie“ aus dem älteren Album „This Is Rock 'N' Roll“ (beide Songs als Liveaufnahme übrigens auch zu finden im YouTube Channel von Metal Crash Radio). Und was soll ich sagen… geiles Gitarrensolo und alles, was das Herz begehrt, wenn man puren und heavy Rock 'N' Roll liebt. Während wir dann mit „Girls In The City“ zunächst noch beim Album aus dem Jahr 2012 bleiben, wechseln wir mit „Mary Christmas“ ins Jahr 2014 und zum Album „Make Art“. Und nein, es wird nicht wirklich weihnachtlich, vielmehr geht es um das heiße Mädchen aus der Nachbarschaft und was unter dem Weihnachtsbaum passiert. Am besten ihr hört euch den Songs selbst mal an und wem nächstes Weihnachten kalt ist, dem wird es heiß werden, wenn er auf die Lyrics achtet…lol. Mit „The Game Is Over“ aus dem gleichen Album ist die Show natürlich noch nicht zu Ende. Wieder ein Song bei dem ich nicht aufhören kann zu zappeln, weil der Rhythmus einfach unter die Haut geht. Nach „Bad Reputation“ wechseln die Jungs wieder zum Album „This Is Rock 'N' Roll“ mit „Miss Saturday Night“ und „Great Big Dynamite“. Durchweg harte Riffs, kick ass drums und f…. awesome Rock 'N' Roll. Im Nachgang zum Festival habe ich mir das aktuelle Album „Calling The Devil“ reingezogen und ich muss sagen, ich hätte gerne noch mehr Songs, gerade von diesem Album, live erlebt. Aber auf der anderen Seite ist es ein Grund mehr zu einem nächsten Konzert der Jungs zu gehen, die mich mit ihrem Sound tatsächlich um den Finger gewickelt haben. Und auch die Bühnenpräsenz ist schlichtweg erste Sahne.

 

Wer jetzt noch nicht bemerkt hat, dass die Häckers ein super Händchen für richtig geile Live- Bands haben, der kann einfach nicht von dieser Welt sein.

 

Der Gig von den „Sticky Boys“ wird mit einer Variante des Songs „Surfin USA“ ins Finale gebracht. Eine Version, die es so auf keinem Album gibt, die ihr aber auf jeden Fall mal live hören solltet. Also ab auf die Page der Jungs und nach dem nächsten Gig Ausschau halten; mehr als nur empfehlenswert.

 

Als nächstes erwartet uns mit „Stallion“ eine Speed/ Heavy Metal Band aus Deutschland. Und die fünf Jungs starten auch gleich mit Vollspeed und dem Song „Rise And Ride“ aus dem gleichnamigen Album aus dem Jahr 2014 durch. Mit „Down And Out“ vom aktuellen Album „From The Dead“ wird es etwas melodischer, dennoch geht das Tempo nicht verloren. „Stallion“ sind kein unbeschriebenes Blatt mehr, tourten sie ja bereits in 2014 als Support mit „Bullet“ und spielten auch auf einigen namhaften Festivals, wie z.B. beim „Bang Your Head“ oder „Summerbreeze“. Mit „Wild Stallions“ und „Stigmatized“ sind wir wieder beim Album aus dem Jahr 2014. Die Thrasheinflüsse sind hier nicht zu überhören. Und auch wenn Thrash nicht immer für jeden etwas ist, kann ich nur sagen, „Stallion“ überzeugen und wirklich jeder sollte sich die Jungs mal anhören. Mein Favorit war „Underground Society“ vom aktuellen Album: coole Riffs, thrashig aber auch melodisch. Zumindest hier sollte jeder mal reinhören (Livevideo von diesem Song ebenfalls im YouTube Channel von Metal Crash Radio zu genießen). „Stallion“ haben aber auch mit den letzten Songs „Shadow Run“, „From The Dead“ und „Canadian Steele“ voll abgeliefert und sind ihrem eigenen Stil – Speed-, Heavy- und Thrash- Metal auf eine besondere Weise zu mischen – treu geblieben: Daumen hoch!

 

An dieser Stelle muss ich sagen, dass es wirklich wieder beeindruckend war, wie schnell jeweils der Umbau auf der Bühne erfolgt ist. Es war sehr schwierig kein Highlight zu verpassen, aber das leckere Essen wollte und konnte ich mir auch nicht entgehen lassen. Daher konnte ich von der nächsten Band „Debauchery vs. Balgeroth“ nicht alle Songs hautnah an der Bühne erleben. Doch eines kann ich gleich sagen, „Debauchery vs. Balgeroth“ waren alleine schon von ihrer Bühnenpräsenz und natürlich ihrem Outfit eine wirklich tolle und spannende Ergänzung des „No Playback Festivals“. Mit „Debauchery vs. Balgeroth“ erleben wir eine (oder streng genommen zwei) Death Metal Bands aus Deutschland, allerdings dieses Mal eher in einer Fantasy Welt. Während Debauchery der Anführer einer abartigen Horde von Wesen ist, die den Vampirkult favorisieren, ist Balgeroth der König der Blutgötter. Ich muss zugeben, dass es mir etwas schwer gefallen ist mich zu entscheiden, ob ich mich eher auf die Geschichten und somit Texte oder die Musik konzentrieren sollte. Letztlich habe ich mich für die Musik entschieden und muss sagen, dass mir „Blutgott“ am besten gefallen hat; oder besser gesagt, die deutschen Songs, wie „In der Hölle spricht man Deutsch“ oder „Mörderkult der Zerfleischer“. Hier hat das Grunzen von Thomas Gurrath eher was Melodisches. Aber auch die englischen Tracks wie „Warmachines At War“, „Let there be Blood“ oder „Blood for the Blood God“ sind griffig. Der Rhythmus ist durchweg gut, wenn sich für mich auch alle Songs etwas ähnlich angehört haben. Aber wie immer ist das Geschmackssache. In das Paket des „No Playback Festivals“ haben die Jungs auf jeden Fall reingepasst.

 

Und jetzt präsentiert uns das „No Playback Festival“ ein ganz besonderes Sahnestück als ersten Headliner: „Wizard“, die Speerspitze des deutschen Underground Metals, die in diesem Jahr sogar ihr 30jähriges Jubiläum feiern. 30 Jahre! Und elf veröffentlichte Alben! Respekt! „Wizard“ führt uns quer durch sieben Alben ihrer Laufbahn, eines so stark und erstklassig, wie das andere. „Midgards Guardian“ (Thor 2009), „Liar and Betrayer“ (Fallen Kings 2017), „Dark Wings“ (Bound by Metal 1999) oder „Defenders of Metal“ (Head of the Deceiver 2001) sind nur ein paar Beispiele aus der Reise durch die letzten Jahre. Die größte Herausforderung für mich an diesem Abend war beim Filmen der drei letztgenannten einigermaßen ruhig stehen zu bleiben und nicht voller Euphorie das Handy wegzuwerfen und nur noch abzurocken. Aber ich wollte wenigstens ein paar Live-Eindrücke für diejenigen einfangen, die dieses Festival verpasst haben (auch diese Videos sind zu finden auf dem Metal Crash Radio YouTube Channel). Es ist gar nicht notwendig bei „Wizard“ auf einzelne Songs einzugehen, denn alle gehen für mich stets mitten auf die Zwölf. Drums, die unter die Haut gehen, geile Riffs, die mein Herz doppelt so schnell schlagen lassen und ein Sven D'Anna, der gesanglich einfach zeigt, dass es eine perfekte Entscheidung war vom Schlagzeug zum Mikrophon zu wechseln. Wer nicht weiß, dass Sven ursprünglich einmal am Schlagzeug saß, sollte sich einmal die Dokumentation über „Wizard“ anschauen, die die Häckers liebevoll zur Feier des 30jährigen Jubiläums von „Wizard“ erstellt haben. Hier wird so manches „Geheimnis“ gelüftet. Das Set beinhaltete u.a. auch „Circle of Steel“ (Magic Circle 2005), „Hall of Odin“ (Odin 2003) und „Dragon Lords“ (Battle of Metal 1998). Wie gesagt, 13 Songs aus sieben verschiedenen Alben der „Wizard“ Welt. Es war ganz einfach spektakulär, was die Jungs abgeliefert haben. Umso mehr freut mich, dass bereits am nächsten Album gearbeitet wird. Die Stimmung nur mit Worten zu beschreiben, ist bei diesem Auftritt fast unmöglich. Das Feuer und die Euphorie die „Wizard“, nicht nur bei mir, ausgelöst haben, wird spätestens deutlich als die Häckers sowie einige Fans beim Song „Defenders of Metal“ auf die Bühne springen, gemeinsam singen und bangen, dass die Wände wackeln. Es war wie ein Finale mit großem Feuerwerk und wäre eigentlich ein Festivalabschluss gewesen, wie er besser nicht hätte sein können. Das Wort „eigentlich“ deutet aber bereits an, was jetzt noch kommt. Ja, genau… es folgte der zweite Headliner…

 

… „Onkel Tom Angelripper“…, ich weiß gar nicht, muss man da was sagen? Jeder der „Motörhead“ kennt, weiß, dass „Onkel Tom“ quasi der deutsche Lemmy Kilmister ist. Nein? Ok, dann vielleicht doch ein kurzes Intro… „Onkel Tom“ arbeitete ursprünglich als Bergmann und ist Gründer, Sänger und Bassist der Thrash- Metal- Band „Sodom“. Eines seiner Zitate ist: „Metal war für uns Religion. Ich hatte 30 Mann in der Berufsschulklasse, keiner außer mir kannte „Motörhead“, und es war mir egal.“ Sein Soloprojekt unter seinem Künstlernamen „Tom Angelripper“, und eben später bekannt als „Onkel Tom“, widmete er anfangs Schlager- und Trinkliedern, dann aber auch eigenen Kompositionen im Metal- Stil, die meistens den Alkohol loben. Was für Kilmister Whiskey war, ist für „Onkel Tom“ Bier. Das mich an diesem Abend also Lieder wie „Bier ist die Seele vom Klavier“, „Alkohol“, „Flasche zu Flasche“ oder „Trink` Brüderlein, trink`“ war quasi ein Muss. Und ich muss sagen, ich fand es einfach nur mega geil. Keine Stimmung in einem Festzelt kann toppen, was „Onkel Tom“ uns an diesem Abend geboten hat. Mit Songs wie „Im tiefen Keller“ (Bon Scott hab` ich noch live gesehen 2004) oder „Ich finde nur Metal geil“ (Bier Ernst 2018) präsentierte er uns ein breites Spektrum aus seiner Schatzkiste. Vor, mitten, nach… auch während jedem Song wurde eine Flasche Bier geköpft, getrunken, vor allem aber mit den Fans geteilt. Dabei serviert „Onkel Tom“ uns hymnischen und rockigen Deutschrock, der einfach nur Spaß macht und jeden mitsingen lässt. Aber auch extremes Headbangen, z.B. beim Song „In München steht ein Hofbräuhaus“, fehlt nicht. Und keiner, wirklich keiner kann in der Halle auch nur eine Sekunde still stehen.

 

Zum Vorgänger „Wizard“ ist es ein absolutes Kontrastprogramm, aber genau das hat es perfekt gemacht. Denn nur so und mit dem Stil von „Onkel Tom“ wurde erreicht, dass der Abend zwei gleichwertige, wenn auch unterschiedliche Headliner hatte. Chapeau Häcker-Family! Kein anderes Festival hätte ein so gutes Gespür für diese unvergessliche Kombination gehabt.

 

Fazit: Erstklassige Bandauswahl, hervorragende Organisation, leckeres Essen, mehr als perfektes Preis- Leistungs- Verhältnis und wirklich 100% „No Playback“ mit Bands, die es schlicht drauf haben. Danke!

Es ist mehr als nur empfehlenswert und wer das „No Playback Festival 2019“ verpasst hat, sollte sich für 2020 ein Ticket sichern, sobald der Vorverkauf startet. Denn Freunde, jede Wette, dieses Festival wird bald zu den am schnellsten ausverkauften Festivals gehören.

 

 

 

Tina und Mathias

 

 

No Playback Festival - 06. April 2019 – Karlsruhe –

Interview mit Veranstalter Matthias Häcker

 

Veröffentlichung bei Metal Crash Radio & Metalheads Forever Magazine & Promoportal-Germany

 

 

MCR/T-Boss:

Ich muss zugeben, dass ich durch deine Anfrage, ob wir über das „No Playback Festival“ berichten möchten, zum ersten Mal vom Festival gehört habe, obwohl dein Festival nun bereits in die zweite Runde geht. Das Konzept und die Idee, die dahinterstecken, haben mir allerdings sofort gefallen. Daher vielen Dank für die Einladung und dass du dir so kurz nach dem Festival noch die Zeit für ein Interview nimmst.

Zuerst würde ich gerne wissen, was genau der Beweggrund/ Auslöser für dich war ein eigenes Festival zu organisieren. Und erkläre uns doch bitte das Konzept etwas genauer.

 

Matthias Häcker:

Ich bin seit 18 Jahren Heavy Metal Fan und habe mit Entsetzen beobachtet, wie in unserer Szene Playback langsam zum Alltag wurde. Immer häufiger habe ich mich um meinen Eintritt betrogen gefühlt. Vor allem auf den großen Festivals gibt es kaum noch Bands, die alles live spielen. Als ich 2016 Schmier von „Destruction“ kennenlernte, kam uns die Idee, ein Festival zu starten, bei dem es kein Playback gibt. Damit waren die Idee und der Name geboren.

Das Konzept heißt: keine eingespielten Aufnahmen während den Songs. Aber auch alles andere, was mich im Musik-Geschäft ankotzt, verweigere ich konsequent beim „No Playback Festival“: Keine Band muss fürs Spielen bezahlen, keine überteuerten VIP-Tickets ohne angemessene Gegenleistung, keine Ordner, die einen 5 Minuten nach der Show aus der Halle werfen; um mal nur drei Beispiele zu nennen.

 

MCR/T-Boss:

Gerade in Zeiten, in denen es immer schwieriger wird ein Festival wirtschaftlich zu organisieren und durchzuführen – hat es dir keine Angst gemacht, dass es finanziell vielleicht eher suboptimal enden wird?

 

Matthias Häcker:

Finanziell läuft es bislang nicht nach Plan, aber was bedeutet das schon, wenn sich hunderte Leute mit strahlenden Augen bei mir für einen ihrer schönsten Tage bedanken?

 

MCR/T-Boss:

Die Festhalle Durlach fasst bei maximaler Auslastung wie viele Personen? 800-1000? Wie viele waren da?

 

Matthias Häcker:

Maximal passen 1200 Leute in die Festhalle. Das möchte ich aber nicht ausreizen, weil sonst die geile Atmosphäre mit Plätzen zum Hinsetzen und der Raum für Merchandise und Begegnung mit den Musikern verlorengeht. Um die 500 Leute waren dieses mal dabei, bei denen ich mich von ganzem Herzen bedanken möchte.

 

MCR/T-Boss:

Ein Festival bedeutet immer viel Arbeit, vor allem in der Vorbereitung. Wie hoch war der organisatorische Aufwand (geschätzt) insgesamt und wie viel Zeit steckt alleine in der Planung?

 

Matthias Häcker:

Die Stunden zähle ich schon lange nicht mehr. Insgesamt habe ich gut neun Monate an der Vorbereitung gearbeitet, wobei alleine die Band-Dokumentation zum 30. Jubiläum von „Wizard“ drei Monate beansprucht hat. Jetzt sind noch einige verwaltungstechnische Formalitäten zu erledigen und dann geht der Spaß von vorne los: Verhandlungen, Booking, Grafikdesign, Werbung,…

 

MCR/T-Boss:

Kommen wir zurück zum Konzept: Nach welchen Kriterien hast du die Bands ausgesucht? Oder bist du durch Empfehlungen auf die Bands gekommen?

 

Matthias Häcker:

Ich frage als erstes immer die Bands, die mich live am meisten beeindruckt haben. Wenn es dann auch auf der persönlichen Ebene passt, ist das der perfekte Deal für mich. Außerdem achte ich darauf, dass die Mischung stimmt. Ein reines Thrash-, Death- Power- Metal oder Hard- Rock Festival wäre mir zu einseitig.

 

MCR/T-Boss:

Headliner war „Onkel Tom“, eine Kultfigur und ein Garant für eine höllenmäßige Stimmung. Ich persönlich muss aber sagen, dass „Wizard“ mega abgeliefert hat und der Schluss, als auch du und einige Fans auf der Bühne standen und abgerockt haben, hatte schon etwas von einem großartigen Finale. Das war nicht einfach für „Onkel Tom“, hier noch eins drauf zu setzen. Oder wie hast du es empfunden?

 

Matthias Häcker:

„Wizard“ und „Onkel Tom“ waren gleichwertige Co-Headliner, wobei „Wizard“ sogar länger gespielt hat. Ich bin seit 13 Jahren „Sodom“ Fan, von daher war es eine Ehre für mich, dass Tom Angelripper bei mir auf der Bühne stand, unbeschreiblich das Gefühl! „Wizard“ sind in ihrem Genre meine absolute Lieblingsband, von daher war auch das ein Moment, den ich nie vergessen werde.

 

MCR/T-Boss:

Lustigerweise habe ich ein paar Tage vor dem Festival eine Geschichte über „Onkel Tom“ gehört (ich hatte noch keine Zeit zu prüfen, ob sich diese so zugetragen hat). Aber nehmen wir mal an, es wäre so gewesen. Vor ein paar Jahren hätte „Onkel Tom“ beim „Wacken Open Air Festival“ in bekannter Weise auf der Bühne mit viel Alkohol seine Show gerockt, bis er sich übergeben musste. Wärst du auf sowas vorbereitet gewesen bzw. wie hättest du reagiert? (grins)

 

Matthias Häcker:

Ich hätte einen Wischmob genommen, die Sauerei weggemacht und „Onkel Tom“ hätte weitergespielt. Kein Problem sowas! J

 

MCR/T-Boss:

Gibt es eine besondere Wunschband, die du einmal auf deinem Festival haben möchtest? Wenn ja, welche und warum?

 

Matthias Häcker:

„SODOM!“ Sie sind die Größten für mich! Sie sind der Inbegriff des deutschen Thrash Metal!

 

MCR/T-Boss:

Was war für dich dein persönliches Highlight beim „No Playback Festival 2019“ (Band, vielleicht auch eine bestimmte Situation)?

 

Matthias Häcker:

Der ganze Tag war ein einziger Rausch. Zwei Momente bleiben jedoch unerreicht. Ich wusste, dass sich viele „Wizard“ Fans den Song „Dragonlords“ gewünscht haben und ich wusste genau, wann er kommt. In dem Moment vorne im Publikum zu stehen und die Reaktion zu erleben, sorgt noch jetzt für Gänsehaut am ganzen Körper. Genau wie der Moment, als ich zusammen mit Michi am Ende auf der Bühne stand und hunderte Leute applaudiert haben.

 

MCR/T-Boss:

Gab es denn während dem Festival irgendwelche Pannen, die passiert sind und die die Fans gar nicht mitbekommen haben?

 

Matthias Häcker:

Uns ging das Bier im Backstagebereich aus und auch an der Theke war nicht sicher, ob es bis zum Schluss reichen würde. Also habe ich noch während der Show Bier gekauft.

 

MCR/T-Boss:

Es heißt ja immer „nach dem Festival ist vor dem Festival“. Gibt es bereits Ideen für 2020? Wie sieht die Planung aus?

 

Matthias Häcker:

Es geht tatsächlich schon wieder los. Ich habe seit Samstag mehr Bandanfragen bekommen, als ich beantworten kann, und schon selber die Fühler nach einem Headliner ausgestreckt. Immerhin brauche ich mich nicht mehr um eine neue Crew kümmern, denn die haben alle so einen geilen Job gemacht und dabei selber so viel Spaß gehabt, dass ich mich auch 2020 auf die gleichen Leute verlassen kann. Damit fällt mir eine riesen Last vom Herzen. 

 

MCR/T-Boss:

Zum Abschluss: Gibt es etwas, das du uns für alle Leser noch mitgeben möchtest?

 

Matthias Häcker:

Supportet die lokale Szene. Geht auch mal zu Bands, die ihr noch nicht live gesehen habt und glaubt nicht jeden Hype, der uns als Metal verkauft wird! Heavy Metal verkommt sonst zum reinen Geschäftsmodell und Playback ist nur eine Konsequenz davon.

 

MCR/T-Boss:

Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast. Das Festival war wirklich ein tolles Erlebnis.